Seit jeher versuchen die Menschen, ihre Gesundheit zu schützen und zu verbessern. Ebenso lange gibt es Menschen, die versuchen, Heilverfahren bei Krankheiten und Verletzungen zu finden. So weisen Skelett-Funde darauf hin, dass schon in der Steinzeit Knochenbrüche behandelt und sogar Schädel operiert wurden. Eine lange Experimentierzeit liegt zwischen den primitiven Heilmethoden unserer Vorfahren und den heutigen Möglichkeiten der Medizin.
Im antiken Griechenland waren Heiler hoch angesehene Männer, die grossen Wert auf Hygiene legten. In der griechischen und römischen Mythologie ist Asklepios der Gott der Heilkunst. In den Asklepios geweihten Tempeln konnten die Kranken die Nacht verbringen und in ihren Träumen die Heilung durch den Heilkunstgott erwarten. Der Stab des Asklepios oder Äskulapstab, um den sich eine Schlange windet, ist bis heute das Symbol der Medizin. Lange Zeit vertrauen die Menschen diesen Priestern, aber auch Hellsehern und anderen religiösen Heilern.
Doch im fünften Jahrhundert vor Christus trat ein Mann auf, der im Arzt nicht mehr das Sprachrohr der Götter sieht: Hippokrates, der berühmteste Arzt der Antike, gilt als Begründer der Medizin als Wissenschaft. Er stellte die ärztlichen Methoden über die Wirkungskraft der Götter und Priester. Im Corpus Hippocraticum, einer Sammlung von medizinischen Schriften, werden sowohl Krankheiten als auch Verhaltensregeln beschrieben. Ungefähr 500 Jahre nach Hippokrates entwickelte Galen, auch ein Grieche, die hippokratischen Säftelehre weiter. Seine Lehren bleiben bis ins Mittelalter von Bedeutung.
Im 12. Jahrhundert wurden im Orient Universitäten gegründet. Die antiken medizinischen Texte wurden wiederentdeckt und ins Arabische übersetzt. In Europa hingegen entwickelte sich die Medizin im Mittelalter kaum weiter. Die bisher überlieferte medizinische Kunst wurde durch die Heiligenverehrung ersetzt. Mönche kümmerten sich um die Kranken und beteten für ihre Genesung.
Das 19. Jahrhundert brachte fast in allen Bereichen bahnbrechende Erfindungen hervor, so auch in der Medizin. Die Impulse dieses Aufschwungs kamen von der Aufklärung, welche im 18. Jahrhundert stattfand. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu sehr grossen Fortschritten in der Grundlagenforschung wie der mikroskopischen Anatomie, der Physiologie, der Pathologie und der Pharmakologie. Auch suchte man in diesen Zeiten nach den Erregern von Infektionskrankheiten. Robert Koch entdeckte gegen Ende des 19. Jahrhunderts, dass Krankheiten wie die Tuberkulose oder Cholera von winzigen Mikroorganismen verursacht werden. Er revolutionierte die Medizin mit seinen Forschungen zur Eindämmung von Seuchen und bewies auch, wie wichtig Hygiene ist. Weitere wichtige medizinische Errungenschaften folgten im Laufe der Zeit: die Anästhesie, das Penizillin, die Röntgenstrahlung, Entdeckung der Blutgruppen, die Dialyse, die Chemotherapie, das Insulin, Schutzimpfungen, die DNA-Struktur, Organtransplantationen und viele mehr…
Die Medizin entwickelt sich gerade im 21. Jahrhundert in einem hohen Tempo weiter. Die grossen Aufgaben der künftigen Gesundheitsversorgung sind der Demografische Wandel und die Digitalisierung. So hat gerade die COVID-19-Pandemie eine Welle der Digitalisierung in der Medizin ausgelöst. Der Einsatz modernster Technologien wird neue Ansätze in der Prävention, Diagnose und Behandlung bringen. Sie lassen hoffen, dass bislang unheilbare Krankheiten künftig der Vergangenheit angehören. Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz und Big Data ist neben den Entwicklungen der mHealth („mobile health“) einer der bedeutendsten Meilensteine im Aufbau eines digitalen und intelligenten Gesundheitssystems.